Knospen des Herzens
Knospen des Herzens
Ich war ein Kind, als ich dich kennen lernte,
mit tausend Zweifeln und tausend Fragen,
ein Kind, das sich aus seiner Welt entfernte,
ohne den ersten großen Schritt zu wagen.
Du sahst die tiefe Angst in meinen Blicken,
die Sehnsucht, die in jenen wilden Tagen
mein Lachen krampfhaft machte, mein Entzücken
so übersteigert wie mein Klagen.
Und alle Keime drohten zu ersticken,
da sie auf unfruchtbaren Boden lagen.
Du warst es, der den Himmel neu besternte,
Du ließest meine Wünsche Wurzeln schlagen,
Du konntest mit einem Blick,
Mit einer Berührung schon mich wehrlos machen.
Und irgendwo bleibt ein Same zurück.
Von einem Wort vielleicht, von einem Lachen,
Doch wachsend mich erobert ein Traum und ein Erwachen:
Unser kleiner Baum sollt nie Früchte tragen.
Die Blätter fallen und du kannst noch fragen,
warum in meinen Augen Tränen brennen?
Wir müssen Abschied nehmen von den Tagen,
die unsere Hände nicht mehr halten können.
Und wie die letzten müden Sommerdüfte,
wie Blätter sich von Ästen trennen,
so sollen auch die Herzen zum Verzichte
bereit sein und die grauen Gräber kränzen,
die unsre Liebe bergen, eh die dichte
Eisdecke tödlich darauf zu erglänzen beginnt.
Nur von der Sinne Glut betrogen,
verschwimmen uns zum letzten Mal die Grenzen,
die unerbittlich Gott hat schon gezogen.
S. Hüttenrauch
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