Geheimnisse einer tiefen und liebevollen Eltern-Kind-Beziehung
Was unsere Kinder brauchen: 7 WErte für eine gelingende Eltern-Kind-Beziehung (Von Katharina Saalfrank)
- BEZIEHUNG (statt Erziehung):
Erziehungsziel:
- Gute Beziehung zu den eigenen Kindern! Denn davon hängt Beziehungserfahrung der Kinder ab und spätere Beziehung zu sich selbst und anderen Menschen (angeborenes Bindungsbedürfnis des Kindes!), Stressresistenz, Selbstbewusstsein, sowie Fähigkeit Genuss und Glück zu erleben.
- Menschen mit unsicheren Bindungserfahrungen werden später in ihren Beziehungen Schwierigkeiten haben, Vertrauen zu entwickeln, sich geborgen und sicher zu fühlen und sich selbst zu regulieren.
- Die Kinder werden um ihrer selbst willen geachtet und geliebt und nicht, weil sie sich anpassen, etwas leisten oder etwas tun, was wir von ihnen verlangen.
- Erste 6 Lebensjahre wird intensivste Bindung aufgebaut durch: Blickkontakt, Trost bei Schmerzen, gemeinsame Erfahrungen. (Katja Saalfrank).
Erziehungsziel ist nicht:
Gehorsam: Verhalten
der Kinder an unseren Erwartungen anzupassen durch Macht, Strafe, Einschüchterung
elterliche Interessen durchsetzen. (Schwarze Pädagogik: Johanna Haarer)
„Wenn du nicht, dann…“
-> gleichwertige BEziehung statt machtorientierte ERziehung
2. ACHTSAMKEIT (statt Belehrung)
- Falsch = Ignorieren kindlicher Bedürfnisse (Körperkontakt, Wärme, Aufmerksamkeit,
Nahrung, nicht alleine lassen…): Einfühlsam Signale wahrnehmen, interpretieren
und befriedigen, schon beim Baby (will es noch Essen oder nicht…).
Verwöhnen kann man nur jemand, der selbst für sich sorgen kann. Nicht aber ein Kind im 1. Lebensjahr! - Falsch= Verdrängen und unterdrücken von negativen Gefühlen (Wut, Aggression,…) macht krank. Negative Gefühle sind unerwünscht, werden oft mit Auszeitstuhl bestraft, oder kritische und belehrende Reaktion. Nicht gelernt wird: Bandbreite von Gefühlen wahrnehmen, benennen (mitfühlen) und kontrollieren/regulieren (z. b. anders mi Wut umgehen, als schlagen).
Bedürfnis->Gefühl->Verhalten
falsche Vernunftreaktionen:
- Stell dich nicht so an!
- Reiß dich zusammen!
Gefühle spiegeln, verstehen, und mitfühlen (mit Worten, Tonfall, Mimik und Gestik):
- Ich kann sehen, dass du…
- Du bist…. Das merke ich….
- Ich verstehe…
- Das ist aber auch blöd, dass…
- Es tut mir leid, dass…
- Ich halte dich mit deinen Gefühlen aus (sie mit dir aus) und nehme dich ernst
- Was brauchst du von mir? Was kann ich für dich tun?
Ziel ist nicht, mit dem Kind einig zu sein, sondern mitzufühlend, achtsam, ernst nehmend Position zu beziehen, Kind nicht Schuld an der Situation zu geben, weil es diese Gefühle hat.
Wenn Gefühle ignoriert und unterdrückt werden, hemmt das die emotionale Entwicklung und damit ein gesundes Aufwachsen auf allen Ebenen. Die Krankheiten und Beeinträchtigungen reichen von Angststörungen über Depressionen bis hin zu Bindungs- und Beziehungsstörungen.
Die nicht nach außen gedrungenen negativen Gefühle sind da! Sie verschwinden nicht einfach, sondern werden „abgespeichert“. Sie stauen sich regelrecht im kindlichen Nervensystem auf und kommen dann an anderer Stelle umso stärker wieder heraus: z.B. geringe Frustrationstoleranz, Kind ist schnell ungeduldig und unzufrieden oder plötzlich sehr starke für andere nicht nachvollziehbare Gefühlsausbrüche.
z.B. Begleitung bei Trennungsangst vor dem Schlafengehen (Alleine einschlafen ist nicht normal! Kind muss alleine mit seiner Angst klar kommen=Überforderung; Schlafprogramme trainieren Kind normales emotionales Bedürfnis nach Nähe ab. Kognitive Erklärungen „Wir sind da“ funktionieren nicht, Nervensystem des Kindes muss es erfahren.
Autonomiephase, Abgrenzung von Mutter und Selbstwirksamkeit statt Trotzphase (Kinder können noch nicht spontan umplanen, sind auf ein Ziel fixiert, wird dieses nicht erreicht dann Systemzusammenbruch/Überforderung.) Im überschaubaren Rahmen für Kind Entscheidungsmöglichkeiten schaffen.
Aggressives Verhalten: aus Stresssituation heraus, Gefühl von Unsicherheit in der Gemeinschaft, kann Gefühle nicht anders ausdrücken
3. VERANTWORTUNG (statt Bevormundung)
Verantwortung für eigenen Körper mit zunehmenden Alter:
- Bevormundung der Kinder über ihren Kopf hinweg z.B. Kind soll noch mehr essen (Geschmack + Appetit), obwohl es signalisiert hat, satt zu sein. Lernt nicht dem eigenen Sättigungsgefühl zu trauen.
- Trocken werden (nicht länger aushalten, nicht aufs Klo zwingen)
- Körperpflege z.B. Zähen putzen
- Kleidung
- Für die eigenen Grenzen (z.B. im Konfliktfall, auch sagen, was man will und was nicht)
Später: Auswahl der Freunde, Aussehen (Haarschnitt), Umgang mit Taschengeld, Schlafbedürfnis, Hausaufgaben (Selbstorganisation)…
Missbrauch der elterlichen (auch körperlichen) Macht wird gegen Willen des Kindes durchgesetzt.
- Eltern tragen die Verantwortung für die Qualität der Beziehung zu ihren Kindern und deren emotionale Versorgung.“
- Und: „Eltern tragen die Verantwortung für die Qualität der Umgebung (Atmosphäre), in der die Kinder aufwachsen.“ (Wie Fisch im Wasser)
4. WERTSCHÄZUNG (statt Abwertung): Grenzen des Kindes wahren
- Nur so kann es lernen, die Grenzen anderer zu wahren.
- Nicht kränken, strafen (= Konsequenzen), aber elterliche Bedürfnisse und Standpunkte klar und liebevoll kommunizieren, sonst überschreiten sie später auch Grenzen anderer. Kind lernt durch Strafen:
+ Meine Bedürfnisse und Anliegen sind nichts wert
+ Ich werde kleingemacht, bin hilflos und schwach, ohnmächtig. Eltern haben Macht zur Demütigung und Einschüchterung-> Angst beim Kind, Machtkampf
Kinder lernen, dass Liebe und Abwertung miteinander verbunden sind. Die wir lieben, werten wir ab. Um Demütigung zu ertrage, schalten Kinder Gefühle ab. Produzieren/Unterdrücken Ärger und Wut beim Kind.
+ Meine Eltern haben das Sagen, sind Polizisten und Kontrolleure, Richter
+ Ich kann kein Vertrauen entwickeln (Schädigung im Urvertrauen), sondern muss auf der Hut sein.
Eine von Liebe und Vertrauen geprägte Beziehung kann so nicht entstehen.
-> stattdessen liebevoll NEIN sagen und eigenen Standpunkt klar vertreten + gemeinsam nach Lösungen suchen
-> Bei Konflikten Bedürfnisse dahinter ergründen z.B. brauchen Kinder länger Zeit sich innerlich umzustellen bei Übergängen… Hauen und schupsen ist keine gute Lösung, aber ich verstehe, wenn ihr euch geärgert habt…
-> Stillestuhl ist nur für Verhaltensanpassung
5. VERTRAUEN (statt Kontrolle)
In die Entwicklung und Fähigkeiten des Kindes, statt sich Leistungsdruck zu beugen, alle zu kontrollieren, alle müssen funktionieren, da der Alltag stressig durchstrukturieret ist. Kinder müssen Pflichten übernehmen…
-> angespannte Familienatmosphäre, Machtkämpfe, Dauerenttäuschung,
-> Belohnungssysteme, die den intrinsischen Motor hämmen
-> Lob bewirkt, dass Kinder sich nicht um ihrer selbst willen, sondern wegen ihrer Leistung geliebt fühlen. Stattdessen rückspiegeln: „Hallo! Ich sehe dich!“
-> statt Konsequenz um jeden Preis durchzuziehen, ist es wichtiger, dass Kinder Eltern erleben, die in ihrem Denken, Fühlen und Werten beständig sind
Wir geben den Kindern viel zu wenig Zeit und Raum für eigene Erfahrungen. Auch haben wir oft viel zu hohe Erwartungen an ihre Leistungen.
6. DIALOG (statt Monolog)
Eltern erfahren oft nichts über inneren Gefühlszustand, Bedürfnisse und Emotionen des Kindes.
Statt Kinder auszufragen und nachzubohren, überlegen, warum sie gerade nicht reden wollen:
Vorraussetzung:
– Unvoreingenommen sein, Ergebnis darf offen sein, Verständnis für Position des anderen entwickeln, erst mal nicht bewerten und eigene Gedanken zur Seite stellen
– sich dem anderen zuwenden (Zeit und Ruhe und körperlich Zuwenden)
– Interesse zeigen
– wirklich zuhören
– Verständnis entwickeln für den anderen und seine Gefühle, ohne sich einig sein zu müssen
– Gefühle des anderen anerkennen und ernst nehmen, nicht ausreden
Nur wenn wir achtsam im Dialog mit unseren Kindern sind, haben wir eine Chance, an ihrer Erlebniswelt teilzuhaben.
7. MITEINANDER (statt Gegeneinander): Kinder sind grundsätzlich zur Kooperation mit uns bereit, VERWEIGERN sich aber (funktionieren scheinbar nicht so wie wir es wollen), wenn:
- sich zu lange zu sehr nach unseren Wünschen, Regeln, Ansprüchen, Willen und Vorstellungen richten mussten (Überforderung)
Kennzeichen: Eingeschränkte Ansprechbarkeit, Rückzug, Abgrenzung
- Ihre Bedürfnisse (z.B. nach Autonomie, eigene Entscheidungen) missachtet werden, sie gekrängt sind, kein Vertrauen in Elternbeziehung da ist.
- Kompromisse eingehen: z.B. alles vorbereiten und später spielen
- Unterstützung anbieten: wenn du mir die Brotdose gibst, nehme ich sie mit in die Küche
- Raum für Autonomie schaffen: darauf vertrauen, dass Kind sich an Abmachung hält. „Hast du selber eine Idee, was jetzt ein guter Weg wäre?“
Emotionale Bedürfnisse von Kindern stillen durch (Liebessprachen):
- Etwas miteinander machen und erleben (in Alltagsaufgaben: machen im Haushalt lieber viel selber, weil es uns nicht schnell genug geht; besondere Projekte) Selbstwirksamkeit erfahren.
- Körperkontakt
- Anerkennung
- Wertschätzung
Alles, was Kinder sagen oder tun, hat einen Sinn! Dahinter liegen tiefe individuelle Gefühle und Bedürfnisse!
Anstatt die Umgebung für Kinder angemessen zu gestalten, suchen wir nach immer neuen Möglichkeiten, die Kinder in eine immer schneller werdende, digitalisierte und beziehungsarme Welt zu zwängen… Der Perfektionsanspruch an Kinder ist enorm gestiegen, gesellschaftlicher Erfolgsdruck…
Auch starke Emotionen akzeptieren und gemeinsam aushalten. Gefühle gehören zu uns und sind wichtig, auch negative Gefühle! \lsdlocked
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