Gott spricht durch die Blume…

An einem eisig kalten Novembertag hole ich meinen ältesten Sohn vom Kindergarten ab, den mittleren im Kinderwagen, den kleinsten (aber dennoch über 10 kg schweren!) in der Trage. Ein Kleintransporter, beladen mit Gärtnerutensilien steht neben uns. Ich beobachte, wie ein Mann die abgeschnittenen Heckenreste zusammen kehrt. Dabei fällt mein Blick sofort auf die rosa blühenden Rosenzweige, die sich zwischen dem anderen Grünzeug befinden. Ohne zu überlegen folge ich einem inneren Impuls und frage den Mann: „Darf ich mir die Rosenzweige da mitnehmen – bevor sie die wegschmeißen!?“ Es kommt ein freundliches: „Ja, freilich“, zurück. Obwohl die Bückerei mit dem Kleinsten in der Trage etwas beschwerlich ist und ich die anderen beiden Kids neben der viel befahrenen Straße im Blick behalten muss, sammle ich einige wunderschöne, rosa blühende Rosenzweige zusammen und lege sie in die Kinderwagenablage. Zu Hause kürzte ich die Zweige zu einem ansehnlichen Sträußlein zusammen und stellte sie auf den Küchentisch. Dort erfreuen sie mich nun seit knapp zwei Wochen. Und dort auf dem Tisch fingen sie an zu mir über mein Leben zu „sprechen“:
Das, was für andere nur unbrauchbarer Müll scheint, ist für Gott wunderschön. Da, wo mein Leben mehr einem Müllhaufen gleicht, weil Beziehungen nicht so rund laufen, wie ich mir das erträume; weil ich mit den Kindern mehr funktioniere, als wirklich lebe; weil ich oft genervt und überfordert reagiere, anstatt liebevoll auf ihre Gefühle einzugehen; weil ich meine Bedürfnisse und Träume, Begabungen und Talente unter dem Vorwand christlicher Aufopferung zu sehr an den Nagel gehängt habe und stattdessen an meinem Selbstwert zweifle; weil ich der Lüge glaube, ich müsste durch diese anstrengende Kleinkindphasen einfach mit „Augen zu und durch“.

Mein Alltag, der so sinnlos, farblos, trist und voller Mühe, mich oft hinunter zieht, steckt voller blühender Momente…? Ich darf nur nicht dran vorbei gehen. Ich muss diese rosanen Augenblicke aufsammeln, sie herauspicken, sie zelebrieren und mich daran freuen, ihren Wert erkennen. Sie werden mein Leben reicher und schön machen, mich beschenken. Ich denke an die Liebeserklärungen meines ältesten Sohnes, wenn er abends im Bett liegt: „Du bist die beste Mama der ganzen Welt. Du darfst nie mehr sterben. Ich hab dich so lieb, bis zum Himmel und zurück.“ Da sind stürmische Umarmungen meines Mittleren und die ausgiebigen Kuschelzeiten, nachdem er aufgewacht ist. Ohne viele Worte zeigt er mir, wie unersetzlich ich für ihn bin. Wenn mein Kleinster mich sieht, genügt nur sein Lächeln und seine Hände, die er nach mir ausstreckt – sofort bringt er mein Herz zum Schmelzen. In diesem Momenten weiß ich, dass ich nicht perfekt sein muss, um die beste Mama (für ihn!) zu sein. Ich darf ich selbst sein, einfach da sein und die Verbindung mit meinen Kindern genießen. Die Karte, die mir mein Mann an diesem Tag schenkte, rundete die Botschaft ab. Auf ihr stand: „Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.“
Gott hat schon öfter durch Blumen zu mir gesprochen. Sie sind für mich das Sinnbild zweckloser Schönheit. Ihre Bestimmung ist es, einfach nur zu blühen und den Betrachter zu erfreuen. Diese goldenen Momente in meinem Leben darf ich annehmen und auch die Tatsache, dass ich für Gott und für andere Menschen eine solche Blume bin – schön, weil ich so bin, wie ich bin, mit Stacheln und Kanten, zwischen dem langweiligen Grün eines Montag Morgens.
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