Frauen als Predigerinnen und Gemeindeleiterinnen? Auf jeden Fall! Hier die biblischen Argumente!
„Die einzige Berufung für dich als Frau ist es, die Berufung deines Mannes zu unterstützen„, diese Aussage habe ich persönlich vor einigen Jahren von einem Gemeindeleiter selbst erhalten. Zu dieser Zeit steckte ich mitten im Religionspädagogikstudium, um meinen Traumberuf zu verwirklichen. Mir wurde geraten, dieses abzubrechen, um meinen zukünftigen Mann in seinem geistlichen Dienst zu unterstützen. GOTT sei Dank habe ich schon damals gespürt, dass dies einer der größten Fehler meines Lebens gewesen wäre, dass ich nicht nur mich selbst, sondern auch Gott damit verleugnet hätte.
Wenn ich heute erwähne, dass ich neben meinen drei Kleinkindern noch als Lehrerin arbeite, habe ich in der Gemeinde schon öfter den Kommentar erhalten: „Warum tust du dir das an – habt ihr das denn finanziell so notwendig?“ Dass ich nur einem dringenden Ausgleich neben meinem „24-h-Allroundservice“ als Mutter nachgehe, sowie in meinen Gaben lebe, die in der Gemeinde keine Plattform finden – das scheint absolut abwegig.
Nach meiner kurzen Ansprache (keine ausführliche Predigt!) vor der Gemeinde zum Muttertag erhielt ich viele positive Rückmeldungen. Doch betonte auch eine führende Person: Es dürfe jetzt aber nicht über Hand nehmen, dass Frauen beim Familiengottesdienst predigten.
Man betone, dass Frauen in dieser Gemeinde seit Jahrzehnten das Predigten (aus biblischer Überzeugung!) untersagt ist und sie nur vor Kindern oder anderen Frauen lehren dürfen. Ob sie dazu begabt oder ausgebildet wären, spielt keine Rolle. Das Ältestenamt oder höhere Leitungspositionen kommen natürlich auch nicht in Frage. Dafür ist man umso dankbarer, wenn sie sich fürs Kuchenbacken (dazu werden ausschließlich Frauen angefragt!) und den Küchendienst melden. Ich hasse Kuchenbacken!
In den letzten Jahren sind für mich viele ähnliche Erfahrungen in einer konsverativ-christlichen Freikirche hinzugekommen. Doch motivieren mich nicht meine Verletzungen und Enttäuschungen, welche Gott in seiner Liebe heilte. Vielmehr geht es mir darum, Gottes ursprünglichen Willen verwirklicht zu sehen und mich für Gerechtigkeit einzusetzen. Genau deshalb bringe ich dieses Thema auf den Tisch oder besser gesagt auf die Bühne: „Frauen als Predigerinnen und in gemeindlichen Leitungspositionen“ – dies darf nicht totgeschwiegen werden!
Bibelstellen, die FÜR Frauen in Leitungspositionen sprechen:
Schöpfungsordnung nach 1.Mose:
- Mann und Frau sind gleichwertig und ebenbürtig zur Seite gestellt, niemand ist dem anderen über- oder untergeordnet. Das war Gottes Idee von Anfang an, sein ursprünglicher Schöpfungswille! Die Tatsache, dass der Mann (im 2. Schöpfungsbericht) zuerst und danach die Frau erschaffen wurde, lässt auf keine Rangfolge in der Wertigkeit schließen (Es wurde ja eher vom Einfachen hin zum Komplexen erschaffen). Nur am 2. und am 6. Tag nach der Erschaffung der Frau äußert Gott: „Es ist sehr gut!“ (1. Mo 1, 4; 1,31; 18;28). Beim 2. Tag gibt es keine Erklärung. Beim 6. Tag wird deutlich, dass nur Eva den Schöpfungstag vollkommen „sehr gut“ macht, zuvor wird er als „gut“ bzw. „nicht gut“ (weil Adam keine passende Ergänzung fand) bewertet.
- Beide haben gleichrangige Leitungsaufgaben zugeteilt bekommen: „Sie (Mann und Frau) sollen über die Umwelt und die Tiere herrschen.“ 1. Mo 1, 28.
- 1. Mo 2, 18: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist; ich will ihm eine Hilfe (hebr. „ezer“) machen, die ihm entspricht (gleichwertig, ergänzend).“ „Ezer“ ist Wort, das die Bibel auch 16x für Gott selbst verwendet.
- 1. Mo 3, 16b: „Die Frau werde Verlangen nach dem Mann haben, der über sie herrscht…“ ist eine Folge des Sündenfalls und nicht der beabsichtigte, ursprüngliche Gotteswille! Nach dem Sündenfall beginnt der Geschlechterkampf.
Leiterinnen im AT (Alten Testament)
AT ist in einer absolut patriarchalen Zeitgeschichte entstanden, in der die Frau als Besitz des Mannes galt (5. Mo 22, 22), bei Ehescheidung- und Ehebruch rechtlich benachteiligt war (5. Mo 24,1) auch erbrechtlich nur erben konnte, wenn sie keine Brüder hatte und in Stammbäumen nur in Ausnahmefällen erschienen. Dies ist als Gottes uneigentlicher Wille zu sehen! Trotzdem :
AT-Prophetinnen:
- Moses Schwester Mirjam, die zusätzlich als von Gott gesandte „Leiterin des Volkes Israels galt (4 Mo 26,59) und wie Hulda vor Männern lehrte.
- Hulda (2. Kön 22, 12-16), die ausdrücklich Gottes Wort an König Josia verkündet.
- Hanna, Samuels Mutter.
- Debora,
als Richterin was zur damaligen Zeit das höchste politische Amt war (Richter
4,4). Gemäß 1. Chr 17,6 hatten Richter
die Aufgaben Hirten für das Volk zu sein, was später im NT den Ältesten in der Gemeinde
aufgetragen wurde (Mt 2,6; Joh 21, 15-17; 1. Petr 5, 1-2),
Es sind starke Parallelen zwischen Debora und Mose im Führungsamt zu erkennen: beide sprechen in richterlicher Weise (2. Mo 18,13), hatten Generäle die auf sie hörten (Josua, Barak), schenkte Gott einen Sieg über Feinde (2. Mo 14-15; Ri 4-5).
- AT akzeptiert diese Frauen als Vermittlerinnen der Stimme Gottes und Führerinnen des Volkes. Auch wenn sie im Vergleich zu den Männern in der Minderzahl sind, wird nirgends erwähnt, dass kein Mann zur Verfügung stand und sie nur deshalb in die Bresche springen mussten.
Weitere AT-Frauen in geistiger Verantwortung:
- Simsons Mutter: Der Engel spricht nur zu seiner Mutter, nicht zum Vater, obwohl dieser gebeten hatte dass der Engel auch zu ihm kam. Simsons Mutter richtet die Engelbotschaft an den Vater aus.
- Schunemiterin: überzeugt ihren Mann davon, dem Propheten Elisa ein kleines Zimmer einzurichten (2. Kön 4, 9-10) und widersprach Elisa als es um den Tod ihres Sohnes ging (V. 29-30).
- Hure Rahab: Gibt klare Befehle an die männlichen Kundschafter (Jos 2,16;22).
- Esther,
Noemi, Ruth, Judit…
- Es gibt zwar auch negative Frauengestalten in der Bibel (Hiobs Frau, Rahels Diebstahl, Potifas Frau…), aber genauso negative Männergestalten.
- An den Frauen des ATs wird sichtbar, dass die von Gott gegebenen Gaben und Möglichkeiten – inklusive Leitung- von Männern und Frauen ausgeübt werden konnten, auch wenn dies in der Regel durch Männer geschah.
- Ausnahmen können auch die Vorboten einer neuen Regel sein!
- Aufgrund der Vorkommen und Rollen der Frauen im AT-Israel lässt sich die historische Position 1. Tim. 2, 12 sei allgemeingültig, nicht begründen!
- Das Priesteramt wurde ausschließlich von Männern übernommen. Dies liegt vermutlich an der patriarchalen Gesellschaft und darin, dass im AT von Gott in männlicher Person gesprochen wird. Dieses Amt war aber auch nicht auf Männer im Allgemeinen beschränkt, sondern auf makellose, männliche Nachkommen Aarons (4. Mo 3, 10). Frauen galten in der Zeit ihrer Periode aber als unrein (3. Mo 15,19), sowie auch 66 Tage nach der Geburt (3 Mo 12, 1-5).
- Frauen erleben wie Männer persönliche Gotteserfahrungen und Gebetserhörungen (1. Mo 25,21; 1 Sam 1, 18-20). Sie legen Gelübde der Gottgeweihten Nasiräer ab (4. Mo 6, 2-33).
- Die Frau ist dem Mann ebenbürtig (2. Mo 20,12; 21, 15-17.28).
- Ps 68, 11-13: „Siegesbotinnen, eine große Schar. Und plötzlich werden die Frauen die gute Nachricht verkünden, eine große Schar. Die Könige der Heere fliehen, sie fliehen! Und die Hausbewohnerin verteilt die Beute.“ Eine weibl. Armee von Siegesbotinnen zieht aus zum Kampf.
- Spr. 31 beschreibt keine Hausfrau an sich (diese Überschrift in vielen Bibelübersetzungen ist im Nachhinein fälschlicher Weise eingefügt und nicht mit dem Urtext in Übereinstimmung!), sondern eine gut ausgebildete, selbstwirksame Geschäftsfrau, die Mägde entlohnt ( V. 15) und wirtschaftlichen Gewinn einbringt (V. 18-19.24) und dazu nicht erst ihren Mann fragen muss.
NT (Neues Testament) -Frauen und Jesus
Immer noch hält sich eine patriarchale Gesellschaftsstruktur. Allein die Erwähnung von Frauennamen war in Schriften der damaligen Zeit eine Sensation. Trotzdem:
- Unter den Nachfolgern Jesu waren Männer und Frauen! (Lk 24, 22; Mt 27,55). In Lk 8, 1-3 werden sogar einige Frauennachfolgerinnen namentlich genannt, wodurch die Frauen besondere Wertschätzung erfahren. Die 12 Apostel waren zwar alle Männer und Juden. Vielleicht aber auch deshalb, weil die Frauen selbst in seinem 12er Kreis gesellschaftliche Probleme bekommen hätten. Man hätte ihnen wahrscheinlich nicht geglaubt. Die NT-Apostel kommen den AT-Prophetenamt gleich (Mt 10, 40-41).
- Unterm Kreuz Jesu standen am Ende drei Frauen und nur ein Mann (Joh 19)!
- Die ersten Augenzeugen der Auferstehung waren Frauen (obwohl zu dieser Zeit ein Frauenzeugnis vor Gericht nichts galt) und sollten es den Aposteln bezeugen (Mt 23,10; Joh 20,18)! Sie hielten sozusagen die erste Auferstehungspredigt. Ihre Zielgruppe: Die 12 Jünger und alle anderen Menschen. Frauen als Kronzeugen der wichtigsten christl. Ereignisse: Jesu Sterben (Mt 27,56; Mk 15,40); Grablegung (Mt 27,62; Mk 15, 47) und Auferstehung (Mt 28,1, Mk 16,1).
- Würde Jesus heute leben, wäre er genauso wie damals vor über 2000 Jahren ein großer Fürsprecher für die Rechte der Frauen. Bei ihm sind Gleichberechtigung selbstverständlich! Er bezieht viele Gleichnisse aus der Lebenswelt der Frauen und scheut sich nicht, auch die Sexualität der Frau anzusprechen (z.B. durch die Heilung der blutflüssigen Frau Mt 9, 18 ff und Parallelen).
Beispielhafte Begegnungen Jesu mit Frauen:
- Maria wird besonders von Jesus gelobt, weil sie auf sein Wort hörte. Sie gilt auch für die Männer als nachahmenswertes Beispiel (Lk 10.40).
- Samariterin am Brunnen (Joh 4): Jesus akzeptiert sie als theologische Gesprächspartnerin (obwohl seine Jünger davon entsetzt waren da dies mit Frauen verboten war. Er führte mit ihr den längsten übermittelten Dialog und ist die einzige Frau, die mit ihm ganz alleine war. Von der Samariterin ausgehend (Joh 4, 39-42) brach eine Evangelisation los. Die Jünger nahmen daran nur als Erntehelfer teil (Joh 4, 35-39). Sie ist die erste Person, von der berichtet wird, dass sie Menschen zum Glauben an Jesus führte.
- Christusbekenntnis der Martha (Joh 11,27): Es steht gleichwertig neben dem Christusbekenntnis des Petrus (Jo 20,31). Er sagt Martha, dass ihr Platz zu seinen Füßen ist, nicht in der Küche!
- Die Salbung Jesu durch eine Frau (Mk 14, 3-10) und die Salbung am Grab durch eine Frau rahmen Passionsgeschehen ein (Rolle des AT-Propheten zur Königssalbung).
- Heilung der verkrüppelten Frau (Lk 13, 10-17): Jesus ruft sie in der Synagoge nach vorne in den Bereich der Männer und heilt sie.
-> Es ist schwierig, die Worte und Taten Jesu so zurechtzubiegen, dass sie den Glauben an die weigliche Unterlegenheit rechtfertigen! (Danny Silk)
Das Lukasevangelium, das sich besonders für die Werte von Benachteiligten einsetzt, betont auch eindeutig die Rollen der Frauen:
- Neben der Engelerscheinung des Zacharias und seinem Unglauben (1, 11-20) steht die Engelerscheinung der Maria und ihr Glaube (1,26-38)
- Neben dem Lobgesang des Zacharias (1,67-79) der Lobgesang der Maria (1,46-55).
- Neben Simeon bei der Segnung Jesu im Tempel (2,25-35) Hanna (2,36-38).
- Neben dem Vater der toten Tochter (8,40-56) die Mutter des toten Sohnes (7,12-17)
- Neben dem bittenden Mann (11,5-11) die bittende Witwe (18,1-8)
- Neben dem am Sabbat Geheilten (14,1-6) die am Sabbat Geheilte (13,10-17).
- Neben dem Sohn Abrahams (19,9) die Tochter Abrahams (13,16)
- Neben dem Gleichnis des suchenden Hirten (15,3-7) das Gleichnis der suchenden Frau (15,8-10).
- Neben dem Gleichnis vom Sämann (13,19) das Gleichnis der Brotbäckerin (13,21)
- Neben den zwei Männern bei der Wiederkunft (17,34) zwei Frauen (17,35).
Urgemeinde
- Der Geist wird in gleicher Weise auf Männer und Frauen ausgegossen und sie reden gemeinsam prophetisch. (Apg 1, 4; Apg. 2, 4. 17-18; Erfüllung von Joel 3, 1-2). = Paradigmenwechsel zum AT- Bund. Die Außensteuerung der Israeliten durch Priester und Propheten ist vorbei, alle (allgemeine Priestertum der Gläubigen 1. Petr. 2, 5; Off 1, 6; 5, 10) können Gott durch den HG hören (Hebr. 8, 8-12). Damit sind auch Frauen für einen höheren Dienst in der Gemeinde ausgerüstet (1 Kor 12, 28).
->Meine persönliche Erfahrung: Gemeinden, die sich gegenüber dem Heiligen Geist verschließen, bleiben oft auf dem patriarchalen Denkmuster stehen und stagnieren geistlich. Die Kirche wird verkrüppelt sein, wenn einige ihrer Teile fehlen (1. Kor 12, 19ff). - Im NT sind alle Gläubigen aufgefordert, befähigt und bevollmächtigt im Tempel der Gemeinde (Eph. 2, 20-22) mit ihren Gaben zu dienen (1 Kor 12,7-11), ohne dass erwähnt wird, dass Frauen davon ausgeschlossen sind.
- Die Frauen Priska, Maria, Tryphäna, Tryphosa, Persis, Evodia und Syntyche werden als Mitarbeiterinnen für Gott genannt und bekommen die Anerkennung der Gemeinde, auch die der Männer (1 Tess 5,12).
- Weitere wichtige Frauen in der Apg.: Lydia, Damaris, Priszilla (als einflussreiches Gemeindemitglied und Mitleiterin der Gemeinde in Korinth neben Paulus. Er nennt sie „Beistand“/prostatis = Titel für Oberhaupt. Sie bildete später Apollos aus und korrigierte ihn sogar Apg 18, 26. Sie wird sogar vor ihrem Mann Aquilla aufgeführt.),
Phöbe (Diakonin der Gemeinde, wie Paulus und seine Mentorin. Damit steht sie in der Hierarchie sogar über Paulus. Diakon hatte lehrende und gemeindeleitende Aufgabe) - Chloe (Hauskrichenleiterin in Korinth)
- Junia = weibliche Apostelin (Röm 16,7)
- Lydia: ließ sich als erste Person auf europäischen Boden in Philippi taufen!
Kritische Bibelstellen
- Der Mann ist das Haupt der Frau, wie Christus das Haupt der Gemeinde (1. Kor 11,3/Eph. 5, 22-25).
„Haupt“ sein hat aber v.a. mit der dienenden Funktion, Hingabe und dem freiwilligen Herrschaftsverzicht zu tun (Mt 20. 26-27; Mk 10,42-43), kann auch mit „Quelle“ (z.B. der Kraft) übersetzt werden. Die Quelle ist dazu da, ihre Kraft weiter zu geben, damit der „andere“ wachsen kann. Epheser 5, 21 fordert die gegenseitige Unterordnung, was sich auch im Bereich der Sexualität zeigt (Lk 22,25). Er spricht Frauen, Kindern und Sklaven mit dieser Stelle einen Wert zu, den sie in der damaligen Gesellschaft nicht hatten. - „Nun gibt es nicht mehr Juden oder Nichtjuden, Sklaven oder Freue, Männer oder Frauen. Denn ihr seid alle gleich – ihr seid eins in Jesus Christus“ (Gal 3, 28).
Gott beruft Frauen und Männer gleichermaßen zu Großem! Er traut Frauen nicht weniger zu, als Männer. - 1. Tim 2, 9: Frauen wird ausdrücklich erlaubt an religiösen Veranstaltungen teilzunehmen, wobei dies sowohl von den Römern als auch von den Juden der damligen Zeit untersagt war.
- „Die Frau nehme die gemeindliche Lehre in Stille und Unterordnung auf.“ (1. Tim 2, 11)
Paulus schreibt in der Einzahl „Die Frau“ und bezieht sich daher auf eine bestimmte Frau. Außerdem war sein Hinweis nötig, da manche Frauen dem Wortgezank der Irrlehrer verfallen waren. Zudem kann man aufgrund des Wortes „Unterordnung“ nicht darauf schließen, wem sie sich nun unterordnen sollen. Der Gemeindeleitung? Den eigenen Ehemännern? Oder: - Unterordnen der prophetischen Geistesgaben (1. Kor. 14, 32-33). Auf keinen Fall wird hier eine Hierarchie von Mann und Frau besiegelt. Paulus setzt sich dafür ein, dass Frauen gelehrt werden (und dann auch Lehre weiter geben konnten), was damals eine Revolution war.
- „Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre…“(1. Tim 2, 12)
Frauen waren aber defacto erste Auferstehungszeugen. Die Samariterin bezeugte Jesus den Messias im heidnischen Umfeld…(= Grundlage christlicher Lehre überhaupt.) Phöbe lehrte vor der Gemeinde in Rom… Auch in Titus 2,3 werden Frauen explizit dazu aufgefordert, Gutes zu lehren. Timotheus selbst lernte das Evangelim von seiner Mutter, Großmutter, Lais und Eunice, also von Frauen (2. Tim 1, 5). Viele andere Bibelstellen widerlegen diese also. - „… auch nicht, dass sie über den Mann Herr sei, sondern sie sei still. Denn Adam wurde zuerst gemacht, danach Eva. Und Adam wurde nicht verführt, die Frau aber hat sich zur Übertretung verführen lassen…“ (1. Tim. 2, 13-15).
Argumentiert wird, Eva sei später geschaffen als Adam und wäre beim Sündenfall die Verantwortliche gewesen. Daraus resultiere das Lehrverbot für alle Frauen. Es wird eine Parallele gezogen zwischen den Frauen in Ephesus, die sich durch die Irrlehre verführen ließen und damit selbst falsche Dinge lehrten und Eva, die sich verführen ließ.
Im 1. Schöpfungsbericht (1. Mo 1, 27) ist aber ganz klar: Adam und Eva werden miteinander und zeitgleich erschaffen (oder der Mensch „Adam“ als androgyn).
Der Tim-Brief
greift auf die außerbiblische, antike Sündenbock-Muster (=magisches Denken,
das Jesus kritisierte Joh 9, 3) zurück, um die Schuld der Frau zu vergrößern. (In
der Antike wurde eine Frau mehrheitlich nicht einmal als Mensch gesehen.)
In Röm 5, 15 heißt es aber, dass Adam ebenso Schuldiger war.
- „Die Frau wird aber gerettet werden dadurch (au travers de im Franz. Bedeutet nicht „Mittel zum Zweck“!), dass sie Kinder gebärt (Urtext „teknogonea“: „das Kind, das geboren wird“= Jesus!!!) wenn sie in der Besonnenheit bleiben und in der Liebe und in der Heiligung.“ (V. 15)
Aber: Frauen wie Männer werden allein durch Glauben gerettet, aus Gnade (Röm 3, 28)! Was wäre sonst mit allen kinderlosen Frauen, sind sie Defektmodelle? Es kann hieraus also nicht geschlossen werden, die Berufung der Frau sei aufs Kindergebären zu reduzieren.
„teknogonea“= gebären, zeugen (kann aber nur der Mann), daher könnte es hier um die Zeugung geistlicher Kinder gehen.
Kontext und Irrlehren bei Timotheus:
Der ganze Timotheusbrief ist als Gelegenheitsschreiben in eine konkrete Situation hinein verfasst und befasst sich mit spezifischen Umständen und Irrlehren in Ephesus (vgl. auch 1. Tim 4, 1-3; 5, 12-15; 2. Tim 3, 2-7).
In Ephesus stand der Artemisestempel: Dabei gab es Lehrer, die die Ehe an sich ablehnten (vgl. 1. Tim 4, 3) und als Hindernis für geistige Vollkommenheit ansahen. Daher waren einige Frauen überzeugt, nicht mehr länger mit ihren Ehemännern zusammen zu leben (vgl. 1. Kor 7, 10-11). Genau diese ungebildeten, der Irrlehre verfallenen Frauen werden in 1. Tim. angesprochen. „Sie reden, was sich nicht ziemt“ (1.Tim 5, 13). Die Frauen beteten zu Artemis („Soteira“=Rettung), bei der Geburt ihrer Kinder gerettet zu werden. Deshalb ermahnt Paulus diese Frauen auf Christus und nicht auf Artemis bei den Geburten zu vertrauen (V. 15).
Damit verbunden war die Lehre (des heidnischen Dianatempel), dass Adam von Eva geboren worden sei und damit die Frau eine geistige Vorrangstellung hätte, durch Geschlechtsverkehr könnte der Mann in Verbindung mit dem Göttlichen gebracht werden. Paulus spricht sich durch 1. Tim gegen all das aus. Der Bibelausschnitt steht isoliert und nur in sich selbst gedeutet und verstanden in einem krassen Widerspruch zum Rest des Evangeliums!
Situative Anweisungen:
- Da Paulus schreibt: „ICH…gestatte nicht…“ kann man ebenfalls darauf schließen, dass nun keine allgemein gültige Aussage folgt, genau wie das Verbot von Schmuck und auffälliger Frisuren. Paulus Antworten (und die genauen Fragen dazu kennen wir nicht!) können nicht als direkte Weisung von Gott verstanden werden, sondern sind seine persönliche Empfehlung (1. Kor 7,6).
- In 1. Tim 3, 1-7 sind die Kriterien für einen Mann im Ältestenamt beschrieben. Schließt man aber auch alle Frauen vom Ältestenamt aus, da hier nur ein Mann erwähnt ist, müsste man auch Männer ausschließen, welche z.B. keine Lehrgabe besitzen, ungehorsame Kinder oder keine Kinder haben, nicht monogam verheiratet sind… usw. Aber auch Paulus und Timotheus würden diesen Ansprüchen als Unverheiratete dann nicht genügen. Die Bibelstelle kann also keine Aussage für oder gegen Frauen im Ältestenamt sein!
- „Die Frau schweige (sigaó) in der Gemeinde.“ 1. Kor 14, 32-34.
Paulus erlaubt ihnen in 1. Kor 11,5; 1. Kor 14,5.26.31 aber im öffentlichen Gottesdienst zu beten und prophetisch zu reden! Damit kann kein absolutes Redeverbot der Frauen im Gottesdienst gemeint sein, sondern nur eine Anordnung in die konkrete Situation der Korinthischen Gemeinde hinein, um die Ordnung zu schützen!
Prophetie ist nicht ein weniger autoritativer Dienst wie die Lehre (1. Kor 12,28).
Beim Redeverbot handelt es sich um störendes Dazwischenfragen der Frauen, das in 1. Kor. 14, 33b-36 behandelt wird. Das Wort sigao/schweige wird verwendet, um Ruhe ins Chaos zu bringen.
Frauen fragen nach, da sie zum Großteil sehr ungebildet waren.
Lernen und Lehren gehörten im rabbinischen Verständnis zusammen. Wer lernte, war auch befugt zu lehren. Deshalb verbot Paulus das Lehren hier, erhebt die Frauen aber, wenn er sich für deren Bildung einsetzt.
Frauen waren am Prozess der Beurteilung prophetischer Rede beteiligt (1. Kor 14, 29-31). Paulus wies sie an, ihre kritische Befragungen gegenüber prophetisch geredeten Ehemännern, Vätern oder Vormündern zu Hause zu stellen.
Auch die Kopfbedeckung als Zeichen der Unterordnung ist heutzutage nicht mehr notwendig (könnte sogar das Gegenteil bedeuten), was auch für das Schweigen gelten kann.
1. Kor 14, 33b-36 weisen sprachliche Ungereimtheiten auf, so dass einige Exegeten davon ausgehen, dass sie nicht von Paulus direkt stammen. Der griechische Buchstabe (n), welcher oft in 1. Kor verwendet wird, sehen Bibelwissenschaftler als „Füllwort der Distanzierung“, d.h. er spricht sich gegen die gerade gennanten Aussagen aus. „n“= Was? /So ein Quatsch!/Nie im Leben!
– > Paulus erwähnt in seinen Briefen mind. 10 weibliche Kolleginnen im Dienst.
-> Das „Herz des Paulus“ und die Grundbotschaft seines Dienstes sprach sich für eine Gleichberechtigung von Frauen aus. Würde Jesus, ein Verteidiger der Frauen, einem patriarchischen Apostel erlauben den Großteil des NTs zu schreiben?
Gesamtfazit:
- 1. Tim 2, 12-14 kann nur als situative Anweisung gelten, nicht aber allgemeingültig zu jeder Zeit und in jeder Kultur angewendet werden, auch nicht in einer anderen Gemeinde!
- Paulus spricht in einen bestimmen Kotext hinein.
- Durch jahrhundertelange männliche Exegese wurde der Blick bewusst verzehrt. Z.B. erfand Papst Gregor die Theorie, Maria Magdalena sei die namenlose Sünderin der Bibel, weshalb sie später sogar zur Prostituierten gemacht wurde (in der Popkultur zu Jesu Ehefrau und Geliebten). Junia (weibl.) wird unter dem Bibelkommentator Ägidius von Rom zum Apostel Junias, was erst 2016/17 in Übersetzungen korrigiert wurde. In vielen apokryphen Texten hat die Frau auch Geschlechtsverkehr mit der Schlange/Satan – > was im Mittelalter zur Hexenverfolgung beitrug.
- Es sind lediglich zwei Bibeltexte, die seit Generationen über Sein und Nichtsein der Frau entscheiden und eine Doktrin daraus entwickelt haben. Alle anderen Bibelstellen die für Frauen im Predigt- und Leitungsdienst sprechen werden pauschal ignoriert.
- „Ergeben mehrere, in der Bibel beschriebene Handlungen von Gläubigen ein Muster, welches durch Gott oder den biblischen Autor gutgeheißen wird, ist dies für Gläubige richtungsweisend, auch wenn kein Gesetz dies explizit zum Ausdruck bringt!“ (Doriani)
- „Die übergreifende Botschaft der Bibel ist entschieden anti-patriarchalisch. Man muss weit mehr von ihr entfernen und verdrehen, wen man die Unterdrückung und Entwürdigung rechtfertigen will, als wenn man ihre Widersprüche studieren und auflösen will, um die Freiheit des Reiches Gottes zu rechtfertigen.“ (Danny Silk)
- Wir müssen die rote, sich hindurchziehende Linie der Bibel sehen, die sich für die Gleichberechtigung der Frau durchzieht!
- Wichtig ist das Gesamtbild der Bibel zu betrachten, und sich nicht an einzelnen, aus dem Kontext gerissenen Bibelstellen festzubeißen bzw. diese nach den bereits existierenden, fertigen Meinungen hinzubiegen.
- Christliche Männer und Frauen besitzen geistliche Gaben (1 Kor 12,7-11) und sollen diese für die Gemeinde einsetzen (1. Petr 4,10), weil sie für das Leben und Wachstum der Gemeinde unverzichtbar sind (1 Kor 12, 12-26).
- Passive Männer sind nicht durch noch passivere Frauen zu motivieren.
- Die Dienste in der Gemeinde sollten nicht mehr nach dem Geschlecht, sondern nach der Begabung vergeben werden!
- Es geht nicht um ein Hinterherläufen hinter einem Zeitgeist, sondern ein ernsthaftes Fragen nach Gottes Willen, um das Einschalten des gesunden Menschenverstandes statt pedantischer Wortglauberei. Es geht um eine gerechtere Welt für alle! Das Schlagen der Kinder als Erziehungsmethode haben wir auch abgeschafft, obwohl es in der Bibel steht!
- „Wenn jemand ein Problem mit Frauen im Dienst hat, soll er sich bei Jesus beklagen. Denn er ist derjenige, der sie eingesetzt hat!“ (Lotz)
Literarische Quellen:
- Christian Haslebacher: Yes, she can! Die Rolle der Frau in der Gemeinde. Ein bibelfestes Plädoyer.
- Veronika Schmidt: Endlich Gleich! Warum Gott schon immer mit Männern und Frauen rechnet.
- Ed Silvoso: Frauen – der Trumpf Gottes.
Weiterführende Quellen:
- Danny Silk: Krafvoll und frei. Eine Konfrontation der gläsernen Decke über Frauen in der Kirche
- Loren Cunningham, David Joel Hamilton: Why not women?
- Gilbert Bilezikian: Beyond Sex Roles: What the bible says about a women´s place in church and family.
- Ingrid Kern, Marylin B. Smith: Ohne Unterschied? Frauen und Männer im Dienst für Gott (bearbeitet von World Evangelical Fellowship WEF)
- Cornelia Mack: Begabt und Beauftragt
- Tobias Teichen: Ehre, wem Ehre gebührt – Frauen und Leiterschaft. Videopredigt: https://www.youtube.com/watch?v=sJTWuVgPnjk. 01.04.2020.
- Inka Hammond: Frauen haben eine Botschaft.
Video: https://www.youtube.com/watch?v=2Q-dRnHoMjo 01.04.2020. - Dokumentarfilm: Femalepleasure.
Danke, dass du deine genauen Recherchen hier weitergibst! Sehr detailliert und umfassend bearbeitet! Voll gut!