Muss, darf oder kann ich als Mutter arbeiten?
Ich hätte nie gedacht, dass es mir als Mutter mit drei kleinen Kindern zwischen 1-5 Jahren so erschwert wird, arbeiten zu gehen. Hinter mir liegen bereits fünf Jahre Elternzeit. Obwohl ich zwischen jedem Kind ein paar Stunden wöchentlich gearbeitet hatte, wuchs in mir die Sehnsucht, wieder mit Teilzeit als Grundschullehrerin einzusteigen.
Meine beiden älteren Kinder weiß ich im Waldkindergarten gut untergebracht. Doch den Jüngsten mit 1,5 Jahren wollten wir nicht in einer Einrichtung fremdbetreuen lassen, zumal er dort jeden Wochentag hätte hingehen müssen.
Eine Familienangehörige erklärte sich bereit, ihn für die zwei Vormittage zu übernehmen, wenn ich in der Schule bin. Das bedeutet für mich aber, dass ich nach der Schule so schnell wie möglich in den Kindergarten hetze, meine beiden Großen abhole und dann noch 1h Fahrzeit (mit Hin- und Rückfahrt) in Kauf nehme, um meinen Jüngsten nach Hause zu fahren. Die letzten Male wurde er mir gebracht, wofür ich unglaublich dankbar bin!
Bei meinem Arbeitgeber stellte ich den Wunsch, nur zwei Tage die Woche zu arbeiten und die letzte Stunde frei zu haben. Nur so könnte ich meine Kinder rechtzeitig vom Kindergarten abholen (da die Abholzeit nur max. bis 12:45 Uhr möglich ist). Mir wurde mitgeteilt, dass ich für meine“ Privatangelegenheiten“ selbst verantwortlich wäre und sie mir nichts garantieren könnten. Ich muss jedoch sagen, dass sie letztendlich kulanter Weise auf meine Wüsche eingingen! Vielen Dank!
Aussagen von der Familienangehörigen: „Ich habe mir die zwei Tage irgendwie freigeschaufelt, um dir die Arbeit zu ermöglichen“, erzeugten in mir ein schlechtes Gewissen. Ich fühlte mich schuldig, weil ich ihre Dienste in Anspruch nehmen muss… um meinen „scheinbaren Freiheits- und Selbstverwirklichungsdrang“ im Beruf nachzugehen, so wurde ich dargestellt. Dass sie uns als gesamte Familie unterstützt (also auch meinen Mann, der arbeiten geht) und ich ebenso zum Familieneinkommen beitrage, das kam ihr nicht in den Sinn. Die reinste Katastrophe war es, als eine Lehrerkonferenz anstand, die nicht in die reguläre Betreuungszeit meiner Kinder fiel.
Irgendwie musste ich es organisieren, meinen Kleinsten bei meinem Vater unterzubringen, wobei dieser ihn aber nur als Zumutung versteht und deutlich machte, dass dies die absolutze Ausnahme bleiben müsste. Es war unklar, ob mein Sohn überhaupt bei seinem Opa bleiben würde, da dieser sonst auch nicht viel mit ihm zu tun hatte.
Nun hat meine Betreuungsperson angekündigt, dass sie wegen persönlichen Fortbildungen sechs Wochen im Jahr meinen Sohn nicht betreuen kann. Leider ist es mir als Lehrerin unmöglich zu sagen: „Tut mir leid, sechs Wochen im Jahr kann ich jetzt doch nicht in die Schule gehen, da ich keine Betreuung für meinen Sohn habe.“ Wie ich eine Ersatzbetreuung aus dem Nichts herzaubere, das bleibt nun mir überlassen.
Ich als Frau und dreifache Mutter muss mich immer wieder für meine Berufstätigkeit rechtfertigen und viele Unannehmlichkeiten dafür in Kauf nehmen:
- Ich muss die Betreuung (und Ersatz für die ausfallende Betreuung!) meiner Kinder organisieren, während bei meinem Mann selbstverständlich ist: Wenn er arbeitet nehme ich die Kinder.
- Mein Mann braucht keine beruflichen Termine mit mir absprechen, nicht um Erlaubnis fragen, nichts rundum zu organisieren, ich schon.
- Ich muss mich mit Vorwürfen anderer und einem schlechten Gewissen auseinander setzten, warum ich überhaupt arbeite, warum ich die Kinder nicht in eine „normale“ Einrichtung mit zeitlich ausgedehnter Betreuungszeit gegeben habe.
- Andersherum, wenn ich nicht arbeiten würde, kämen nahe stehende Personen auf mich zu mit den Aussagen: „Jetzt hast du drei Studienabschlüsse und machst nichts daraus. Du wirfst deine Talente und sehr viel Geld (das ins Studium investiert wurde) zum Fenster hinaus. Du wirst den beruflichen Anschluss verpassen. Mussten denn die drei Kinder sein?“
- Wenn die Kinder krank sind, kann ich nicht bei ihnen zu Hause bleiben und muss trotzdem in die Arbeit.
- Ich muss für die Tage, an denen ich arbeite vorkochen und das gesamte Pensum meines Haushaltes trotzdem schaffen.
- Ich muss in meinen Alltag mit drei Kindern irgendwie die Vorbereitungs- und Nachbereitungszeit für meine Schule hinkriegen.
- Am Morgen eines Arbeitstages heißt es drei Kinder unter Zeitdruck fertig zu machen und an die unterschiedlichen Betreuungsorte/-personen zu verteilen, sie mittags vom Kiga abholen oder einen Abholdienst organisieren.
- Lehreressen, Konferenzen oder ähnliches kann ich nicht wahrnehmen, da ich am Nachmittag und frühen Abend alleine mit drei Kindern bin. Auch Fortbildungen (die ich sooo gerne machen würde, die ich seit Jahren aufschiebe), welche zeitlich aus der Reihe tanzen sind für mich unmöglich.
Manchmal denke ich mir: Warum lass ich es nicht einfach bleiben? Zu viel Stress! Doch dann stelle ich mir meinen Alltag ohne der schulischen Tätigkeit vor. Es wäre so langweilig und öde! Schnell würde mir die Decke auf den Kopf fallen. So habe ich es oft in der Mutterschutzzeit erlebt. Ich würde mich nicht lebendig fühlen, nicht herausgefordert, nicht in meinem Element. Der Kampf lohnt sich also, für mich und jede Frau! Es ist ein Kampf, so zu leben, wie man es in sich verspürt, ein Kampf, sich selbst treu zu bleiben.
Wenn du etwas unbedingt willst, dann gibt es keine Hindernisse!
Du selbst nur kannst das Größte sein: es nicht unbedingt zu wollen!
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